Minuszahlen im ersten Halbjahr

Das Jahr 2023 bleibt für die Bau- und Gartenfachmärkte in Deutschland, aber auch in Österreich und der Schweiz schwierig. Zu den sich bereits im Vorjahr abzeichnenden Effekten aus Konsumangst beim Verbraucher, gepaart mit hohen Energiekosten und einer nach wie vor hohen Inflation kommen nun noch die Auswirkungen eines bis in die ersten Maitage hinein verregneten und kalten Frühjahrs hinzu. Dies alles führt per Saldo zu einem Umsatzminus. Die gute Nachricht: der Rest-Mai sowie der Juni verzeichneten bereits eine weit positivere Entwicklung.

Die reinen Fakten: In Deutschland sank der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2023 um
-2,3 Prozent (auf gleicher Fläche ebenfalls um -2,3 Prozent) und erreichte einen Wert von 11,25 Mrd. Euro. Dies muss allerdings auch im Vergleich zum hohen zweistelligen Anstieg aus dem ersten Quartal 2022 betrachtet werden.

Auch in Österreich bleibt nach dem ersten Halbjahr ein leichtes Minus – nachdem das Quartal 1 noch ein minimales Plus ausgewiesen hatte, ging es im Q2 mit -2,5% nach unten, so dass letztendlich 1,58 Mrd. Euro (-1,4 Prozent) umgesetzt wurden. In der Schweiz zeigt sich die Zurückhaltung der Käuferinnen und Käufer ebenfalls. Bei einem Bruttoumsatz von 1,88 Mrd. CHF bleibt in ein Rückgang von -4,2 Prozent, wobei sich das zweite Quartal bei den Eidgenossen bereits wieder besser entwickelt hat.

Auch in den Einzelsortimenten lässt sich die Gesamtlage in Deutschland deutlich ablesen. Die Produkte der Sortimente Freizeit/Saisonware verzeichneten mit -15,9 Prozent den größten Rückgang, dicht gefolgt von Holz (-12,6%), Gartenausstattung (-12,3%) und Fliesen (-10,6%). Den größten Zuwachs im 1. Halbjahr gab es bei Gartenchemie/ Erden/ Saatgut (+8,1%), Haushaltswaren (+7,1%) und Automotive (+5,3%).
Gemengelage bliebt schwierig

BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst. (Foto: BHB)

BHB-Hauptgeschäftsführer Dr. Peter Wüst sieht diese Zahlen als realistisches Spiegelbild der derzeitigen Situation: „Nach wie vor sind die Kundinnen und Kunden mit hohen Mehrausgaben konfrontiert – Energiekosten bleiben nach wie vor auf hohem Niveau, die Preise für fast alle Produkte des täglichen Bedarfs sind signifikant gestiegen. Das spüren die Menschen bei ihren verfügbaren Einkommen deutlich, und auch unsere Händler bemerken die Zurückhaltung besonders bei höherpreisigen Sortimenten“.

Auch die Klassiker bei den Baumarktsortimenten geraten in dieser Situation unter Druck, weiß BHB-Vorstandssprecher Franz-Peter Tepaß: „Inmitten drastisch steigender Preise im Bausektor sind die Hausbaupläne vieler Menschen spürbar ins Stocken geraten, in der derzeitigen Situation schieben viele, meist junge Familien ihre Projekte auf oder nehmen gezwungenermaßen komplett Abstand“. Tepaß appelliert deshalb auch an die Verantwortlichen in der Politik: „Der Staat muss unbedingt für plan- und finanzierbare Rahmenbedingungen beim dringend benötigten Wohnungsbau sorgen, anstatt mit intransparenten Gesetzesvorlagen zusätzliche Verwirrung zu schaffen“.

Eine weitaus bessere Ausgangslage stellen die Baumärkte derzeit im Renovierungssektor fest. „Die Pflege und Sanierung des vorhandenen Wohnraums bekommt für immer mehr Menschen Priorität, und dort ist unsere Branche durch das in den letzten Jahren nochmal gewachsene Vertrauen in die Kompetenz unserer Händler weiterhin erster Ansprechpartner“, zeigt René Haßfeld, stv. Vorstandssprecher des BHB, die Chancen für die Branchenunternehmen auf. Nach wie vor kümmerten sich die Händler und ihre Partner aus Industrie und Dienstleistung um innovative Sortimente, die Versorgungslage sei sehr gut und man könne auch einem erhöhten Materialbedarf zur Sanierung jederzeit gut begegnen, betont Haßfeld.

www.bhb.org

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