Entstandene Netzwerke weiter nutzen

In drei Wochen steht mit dem Bürstenmacherfest einer der zentralen Höhepunkte zur 200-Jahr-Feier der deutschen Bürstenregion an. Zum Stand der Vorbereitungen kurz vor der Veranstaltung und zur Resonanz auf die Aktivitäten rund um den runden Geburtstag, mit denen auf die Branche und die Region insgesamt aufmerksam gemacht werden soll, sprachen wir mit dem Bürgermeister der Bürstenmachergemeinde Stützengrün Volkmar Viehweg.

Worauf dürfen sich Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung „200 Jahre Deutsche Bürstenregion“ freuen?

Zunächst darauf, dass ein ganzer Industriezweig seine gesamte Bandbreite präsentiert. Manufaktur- und Handarbeit stehen natürlich im Mittelpunkt des bunten Markttreibens am 9. und 10. September. Die historische Museumsbahn verkehrt regelmäßig zwischen den Haltepunkten Schönheide und Stützengrün und bringt die Besucher von einem Zentrum der Bürstenmacher-Gilde, Der BÜMAG Schönheide, nach Stützengrün zur Bürstenmann GmbH bzw. dem Gelände von Spezialbürsten Hochmuth. Dort werden die Tore des Unternehmens geöffnet und Einblicke in die Welt der Bürsten- und Pinselherstellung möglich sein. Am Haltepunkt in Stützengrün werden Oldtimer eine historische Verladeszene nachstellen. Freunde des historischen Eisenbahn-Güterverkehrs und der dazugehörigen Straßen-Fahrzeuge kommen sicher auf ihre Kosten. In beiden Orten werden Bürsten im XXL-Format unter den geschickten Händen unserer Kettensägen-Künstler entstehen. Eine Zahnbürste und eine Butterbürste ergänzen dann den bereits im Juni gefertigten Riesen-Handfeger. Diese Holzskulpturen sollen später auf einem Bürstenwanderweg als Sitzbänke aufgestellt werden.
In Schönheide feiert die BÜMAG – der größte genossenschaftliche Zusammenschluss der regionalen Bürstenmacher – ihr Sommerfest. Für ein Festzelt mit Musik sowie Speis und Trank ist bestens gesorgt.

Der Bürgermeister von Stützengrün, Volkmar Viehweg, schlüpft gern auch selbst mal in die Rolle des Bürstenmanns, wenn es erforderlich ist, um damit die Deutsche Bürstenregion entsprechend zu repräsentieren. Gemeinsam mit seinen Amtskollegen in der Interessengemeinschaft Rund um den Kuhberg wurde die Initiative „Deutsche Bürstenregion“ gegründet und soll in den kommenden Jahren auch touristisch weiter vermarktet werden. (Foto: Eberhard Mädler)

Mit wie vielen Besucherinnen und Besuchern rechnen Sie?

Das ist schwer einzuschätzen. Wir haben eine Woche vorher den Tag der Sachsen in Aue-Bad-Schlema, also in der unmittelbaren Nachbarschaft. Dort wird die Deutsche Bürstenregion natürlich ebenfalls präsent sein und für das Bürstenmacherfest am darauffolgenden Wochenende werben. Aber auch regional dürfte das Jubiläumsfest viele Interessierte anlocken. Die allermeisten Familien haben Wurzeln im Bürstenmachergewerbe. Als Bürstenhersteller, Zulieferer oder als legendäre Bürstenhändler, die einst weit über das Land gezogen sind und ihre Waren feilgeboten haben.

Wie viele ausstellende Unternehmen sind vor Ort, wie hoch ist die Internationalität der Aussteller?

Acht Bürstenunternehmen und elf weitere Manufakturen werden das Markttreiben gestalten. Der Verband der Deutschen Bürsten- und Pinselmacher ist ebenso vertreten wie Mühle-Shaving als Premium-Marke in der Rasierpinselbranche. Die Abstimmungen mit einigem Herstellen aus Tschechien sind derzeit noch im Gange – weitere europäische Partner haben sich bislang leider nicht gewinnen lassen. Diese Netzwerke werden wir jedoch weiterverfolgen.

Wie ist die Besucherresonanz auf die begleitende Ausstellung, die bereits seit April stattfindet?

Das Bürsten- und Heimatmuseum Schönheide hat seine Sonderausstellung ganz dem Thema 200 Jahre Deutsche Bürstenregion gewidmet und verzeichnet durchaus erfreuliche Besucherzahlen, ohne dass diese jedoch statistisch genau erhoben werden. Erst Ende des Jahres wird es vermutlich einen Überblick geben, wenn der Vergleich mit den verkauften Eintrittskarten der Vorjahre gezogen wird.

Wie stark unterstützt die Politik die Veranstaltung?

Zumindest die Regionalpolitik – Bürgermeister und Gemeinderäte der Orte Stützengrün, Schönheide und Steinberg – haben mit der Finanzierung einer Koordinatorenstelle schon seit 2017 ihr Bekenntnis zum Thema Deutsche Bürstenregion gezeigt. Nur so konnten die vielen größeren und kleinen Höhepunkte des Festjahres vorbereitet und durchgeführt werden. Das Land Sachsen unterstützt die Konzeption des Jubiläumsjahres mit 25 TEUR aus dem Fördermittelfonds des Ministeriums für Regionalentwicklung. Der Ministerpräsident hat einen Besuch am Stand der Deutschen Bürstenregion zum Tag der Sachsen mit in seinem Programm. Wir tun also Vieles um auf uns aufmerksam zu machen und das durchaus auch mit medialem Erfolg. So wird beispielsweise der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) drei Drehtage allein hier in der Deutschen Bürstenregion einplanen und über uns berichten.

Im Bürsten- und Heimatmuseum Schönheide findet die Sonderausstellung zu 200 Jahren Deutsche Bürstenregion großen Anklang bei Besuchern aus Nah und Fern. Auch die so genannte „Weißbürscht“, früher mit einem Griff aus Ziegenhorn gefertigt, ist dort zu bestaunen. (Foto: Foto Härtel/ IG Kuhberg)

Sie haben sich auch eine allgemeine Aufmerksamkeit für die Region und den Berufsstand zum Ziel gesetzt, wie ist hier die Resonanz?

Wie schon gesagt, haben sich lange Zeit die Medien nicht so für dieses alte Handwerk interessiert, wie derzeit. Leider muss man feststellen, dass vielfach nur danach gefragt wird, wann denn welche Bürste im XXL-Format entsteht, wie groß diese denn ist und ob das einen Weltrekord darstellt. Die wirklich drängenden Fragen der Unternehmen wie Fachkräftemangel, Rahmenbedingungen für Produktion, Energieversorgung, Innovationen usw. speilen da nur am Rande eine Rolle. Im Gespräch mit den Medien lenken wir aber gezielt in diese Richtung, da viele weitere Unternehmen mit der Bürsten- und Pinselindustrie verbunden sind wie etwa Werkzeugmacher, Werkzeugmaschinenbauer, Gastronomie, Dienstleistung usw. „Geht es den Bürstenmachern gut, geht es auch uns gut…“, so eine Aussage, wie ich sie vielfach höre, wenn ich in Unternehmen unterwegs bin. Gemeinsam wollen wir versuchen, im Rahmen der regionalen, erzgebirgisch/ vogtländischen und auch der Sächsischen Wirtschaftsförderung den Standort zu stärken und dazu gehört zunächst einmal Aufmerksamkeit. Diese meinen wir mit den vielfältigen Veranstaltungen rund um die Deutsche Bürstenregion durchaus zu schaffen. Am Ende des Jahres werden wir Bilanz ziehen und auch die öffentlichen und medialen Resonanzen bündeln und auswerten. Welche Schwerpunkte wir dann im kommenden Jahr weiterverfolgen, wird sich aus dieser Analyse ableiten.
 
www.deutsche-bürstenregion.de
www.stuetzengruen.de

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