Produktiver Zukunftsdialog

Ziel war es, Perspektiven und Szenarien zu entwickeln, wie das Malerhandwerk in der Zukunft arbeitet und welche Anforderungen und Möglichkeiten für die Innungsbetriebe gegeben sind. Dafür hat der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz einen Zukunftsdialog aufgesetzt, der möglichst viele Betriebe einbeziehen und ein breites Spektrum abdecken sollte. Über diesen Dialog sprachen wir mit Mathias Bucksteeg, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz.

Mathias Bucksteeg, Hauptgeschäftsführer Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz. (Foto: Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz)


Was gab den Impuls, diesen Zukunftsdialog durchzuführen und nach welcher Methode wurde gearbeitet?
 
Wir haben nach einem Weg gesucht, insbesondere mit jungen, digitalaffinen Innungsbetrieben neu ins Gespräch zu kommen. Das funktioniert am besten über Zukunftsthemen, die neugierig machen, Perspektiven für die eigene betriebliche Strategie eröffnen und den Blick über den Tellerrand hinaus öffnen. Ein Delphi ist eine Methode der Zukunftsforschung, die dafür perfekt geeignet ist: eine Mischung aus Befragungen, Feedback, Live-Begegnungen und strukturierten Diskussionen. Die Methode wurde in den 1950er Jahren von der RAND Corporation in den USA entwickelt. Das Besondere in unserem Fall: Wir haben kein Forschungsinstitut beauftragt, sondern mit unseren Partnern Caparol, Storch und Graco buchstäblich alles selbst gemacht – von Experteninterviews bis zu den Szenarien.     
 
Welche Ziele hat der Zukunftsdialog?
 
Wir haben ein überwältigend positives Feedback von Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhabern bekommen, die sich sonst kaum in der Innung engagieren. Insgesamt haben über 500 mitgemacht. Damit ist das erste Ziel schon mal erreicht. Die Bewertung unserer Zukunftsszenarien hat außerdem gezeigt, dass sich die Unternehmerinnen und Unternehmer aktiv und mit viel Weitblick auf die Zukunft einstellen und extrem offen sind für Innovationen – sei es im Bereich Technik, Märkte oder Management. Damit ist das zweite Ziel ebenfalls erreicht. Nämlich den Einstieg in eine aktivere Gestaltung unseres Handwerks zu finden.   
 
Welche Experten sind an den Befragungen und an den Workshops beteiligt?
 
Experten sind vor allem unsere 500 Betriebsinhaber selbst, die rund 40 Thesen über die Malerzukunft bewertet und kommentiert haben. Diese Thesen wurden anfangs von rund 40 externen Experten, Zukunftsforschern ebenso wie IT-Fachleuten, Arbeitswissenschaftlern, Psychologen u.a.m. vorgeschlagen.
 
Welche konkreten Ergebnisse konnten bereits aus der Studie bzw. dem Dialog ermittelt werden?
 
Wir haben wichtige Impulse zum Thema Ausbildung bekommen, insbesondere wie sich die Digitalisierung auf das Kompetenzprofil der Maler und Lackierer auswirkt. Das werden wir sicher in der nächsten Novelle unserer Ausbildungsordnung verarbeiten. Die Mehrheit der Betriebe hält es außerdem für realistisch, dass sich die Gewerkegrenzen immer weiter auflösen werden, was handwerkspolitisch spannende Fragen aufwirft. Im Markt wird mit einer weiter steigenden Bedeutung der Themen Nachhaltigkeit und Gesundheit gerechnet. Die Betriebe können sich also noch stärker in der Beratung und als Experten für gesundes Wohnen und Arbeiten profilieren. Das sind nur einige wenige Beispiele.
 
Welchen Nutzen haben mittelbar Beteiligte wie die Lieferanten des Handwerks vom Zukunftsdialog?
 
Hersteller und Handel haben z.T. eigene Fragestellungen eingebracht, bspw. nach der Bedeutung vorgefertigter Module in Bau und Ausbau oder nach dem Umfang der Online-Beschaffung im Jahr 2040. Bei unseren Live-Events wie der Delphi-Dialogkonferenz oder dem Malertag 2023 konnten sie die Szenarien mit unseren Unternehmern diskutieren. Caparol hat mit den Delphi-Ergebnissen eine ganze Roadshow bespielt.
 
Kann man sich als Hersteller bspw. aus der Pinsel- und Bürstenindustrie noch in den Dialog einbringen?
 
Der aktuelle Delphi ist abgeschlossen und wird zusammenfassend mit allen Szenarien bei unserer Fachmesse FAF im April 2024 in Köln vorgestellt. Aber der Prozess geht sicher weiter. Wir wollen, ggf. mit anderen Techniken, Innovationsdialoge zu den Themen Bildung der Zukunft, Management der Betriebe und Struktur der Branche anbieten und damit unsere bisherigen Ergebnisse vertiefen. 

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