Farbroller aus Meeresplastik
Nespoli hat in diesem Frühjahr eine Serie von Farbrollern mit Bezügen aus Seaqual Yarn auf den Markt gebracht. Der Werkstoff wird aus recyceltem Meeresplastik hergestellt. Über die neue Serie und weitere Maßnahmen zur Ressourcenschonung haben wir mit Andrea Fischer gesprochen. Sie ist Leiterin Marketing & Produktmanagement bei der Nespoli Deutschland GmbH.
Sie bieten eine Serie von Malerwalzen und Farbrollern aus dem Material Seaqual Yarn an, warum fiel die Wahl auf dieses Material?
Uns hat die Geschichte und die Organisation die hinter der Seaqual Initiative steckt, sehr gut gefallen und gleichzeitig auch emotional bewegt. Zudem gab es bereits von einem unserer Bezugspartner Erstkontakte und damit war eigentlich die Entscheidung auch getroffen. Seaqual Yarn wird in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt, darunter Bekleidung und Zubehör, Polstermöbel und in der Automobilindustrie, Heimtextilien und technische Textilien.
Es war ein langer Prozess mit unterschiedlichen Testverfahren, bis wir für uns den perfekten Bezug entwickelt hatten. Seaqual Yarn hat nahezu die gleichen physikalischen Eigenschaften wie neues Polyester und ist in verschiedenen Größen und Ausführungen erhältlich. Für Kundinnen und Kunden ist es wunderbar, dass ein Bezug aus Recyclingmaterial besteht, aber das Endprodukt, sprich der Farbroller, muss auch performen und gute Streichergebnisse erzielen. Deshalb sind die Hersteller in der Pflicht, auch bei solchen Produkten die gleiche Leistungsfähigkeit zu bieten.
Wer steht hinter der Produktion/der Gewinnung von Seaqual Yarn?
Die Seaqual Initiative arbeitet mit „Nicht-Regierungsorganisationen“ wie z.B. Fischern, Behörden und lokalen Gemeinschaften zusammen, um die Reinigung von Gewässern und deren Umgebung zu unterstützen. Durch Aufräum-Programme wird Meeresabfall von den Stränden, dem Meeresboden und der Meeresoberfläche, aber auch aus Flüssen und Flussmündungen gesammelt. Anschließend wird der Meeresabfall in verschiedene Materialarten sortiert, der Kunststoffanteil gereinigt und in Seaqual Marine Plastic umgewandelt.
Die Organisation ist zudem sehr gut auf Partner ausgerichtet und marketingtechnisch perfekt aufgestellt. Denn ein wichtiger Punkt bei Neuheiten ist, dass hinter jedem Produkt oder jeder Produktserie auch eine Geschichte im Hintergrund steht, die den Kundinnen und Kunden erzählt werden kann.
Ist das Material auch für andere Werkzeuge verwendbar und wird es eine Ausweitung des Angebotes geben – möglicherweise auch mit anderen „alternativen“ Materialien?
Seaqual Yarn ist nur ein Teilbereich unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Mit diesem Sortiment sind wir gut aufgestellt. Insgesamt gibt es drei verschiedene Bezugs-Florhöhen für glatte, strukturierte und grobe Flächen sowie Kleinroller. Ein weiteres Projekt sind Farbrollerbezüge aus Recyclingmaterial mit Blauer Engel-Zertifizierung. Wir sind stets dabei, bestehende Möglichkeiten ausschöpfen.
Darüber hinaus setzten wir seit bereits einigen Jahre auf das innovative Kunststoffgranulat „Procyclen“. Dieses Recyclingmaterial stammt aus der gelben Tonne (z.B. Joghurtbecher) und ist ein echter Werkstoff aus dem Haushaltsabfall. Das von uns verwendete Kunststoffgranulat besteht zu 100 Prozent aus Procyclen Recyclingmaterial, das bedeutet Einsparungen von bis zu 50 Prozent* Treibhausgasemissionen bei der Herstellung im Vergleich zur Produktion des Primärkunststoffes. (*Lt. einer Studie des Fraunhofer-Instituts Umsicht durch Interseroh Dienstleistungs GmbH) Unsere Farbwannen und Abstreifgitter „Made in Germany“ aus diesem Recyclingmaterial sind mit dem Siegel „Blauer Engel“ ausgezeichnet.
Allgemein sind Gütesiegel für die Endkunden für den Kauf des Produktes mit entscheidend. Die Siegel vermitteln das sichere Gefühl, ein gutes Produkt zu kaufen – was ja auch letztendlich der Fall ist.
Sind diese Sortimentserweiterungen eingebunden in ein weiterreichendes Nachhaltigkeitskonzept?
Ja natürlich. In jeder neuen Produktidee und Entwicklung spielt Nachhaltigkeit eine sehr große Rolle. Egal mit wem man spricht, ist das Thema stark im Fokus und unsere Kunden legen großen Wert auf umweltfreundliche Produkte und auch massiv zunehmend auf Verpackungen aus z.B. FSC-zertifiziertem Papier oder Recyclingfolie. In jeder Business Unit versuchen wir, dem gerecht zu werden und konzentrieren uns in der ganzen Gruppe auf dieses Thema.
Welche weiteren Maßnahmen wurden bereits umgesetzt, welche sind kurz- und mittelfristig geplant?
Unsere Pinsel mit Holzgriffen werden überwiegend aus 100 Prozent FSC-zertifizierten Hölzern gefertigt. Dafür verwenden wir europäisches Buchenholz aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Im Grunde bedeutet dies, dass genau die Menge an Holz entnommen werden darf, die im entsprechend gleichen Zeitraum wieder nachwächst. Die ganze Nespoli Group ist seit 2008 FSC zertifiziert.
Darüber hinaus haben wir eine Pinselserie entwickelt, bei der ein spezielles Produktionsverfahren dafür sorgt, dass der Pinsel keine Borsten verliert. Die Filamente werden ohne Klebstoff oder Chemikalien eingesetzt. Der Pinselstiel ist als Airtouch-Variante verfügbar, bei der die weiche Griffzone unangenehme Druckstellen an den Händen und Fingern verhindert. Alle Kunststoffbestandteile sind aus 100 Prozent recyceltem Material hergestellt.
Ein ganz wichtiges Kriterium dabei ist, dass zunehmend viele Unternehmen sich zertifizieren lassen. Hier gibt es bestimmte Zertifizierungssysteme für Kunststoffrecycler, die den Abnehmern der Recyclingbetriebe eine gleichbleibend hohe Qualität sowie das Arbeiten nach Best-Practices garantieren und somit Sicherheit schaffen soll.Besonders im Vordergrund der Zertifizierungen stehen die Nachverfolgbarkeit des Materialstroms, vom Input-Material über den gesamten Recyclingprozess bis hin zum Output, sowie die Qualität des Output-Materials selbst. Nach unserer Erfahrung und Beobachtung fordern immer mehr Kunden nach nachweisbaren Dokumenten und Zertifizierungen.
Gibt es eine Resonanz aus dem Markt, ggf. auch von Endkundinnen und -kunden, auf die Maßnahmen?
Recycling ist wichtig für umweltbewusste Nachhaltigkeit und um die Menge an Abfallprodukten auf der Welt zu verringern. Statt neue Rohmaterialien zu verwenden, ist das Ziel von Recycling wie z. B. beim Recycling von Kunststoffen, nur das zu verwenden, was bereits hergestellt wurde.
Unsere Kunden berichten und bestätigen, dass der Trend weiterhin nach oben geht und das Umweltbewusstsein der Endkonsumenten stetig wächst und nach Recyclingprodukten verlangt wird.